Sabaydee everybody!

Wir melden uns heute aus Laos P.D.R. - peoples democratic republic, which is same same like Thailand but very much different.

Fast 100 Jahre internationalen und nationalen Krieg hat dieses Binnenland zwischen China, Thailand, Burma, Vietnam und Cambodia hinter sich und erholt sich nur sehr langsam von den Nachwehen: Es öffnet sich seit einigen Jahren dem Tourismus und der steckt noch ziemlich in den Kinderschuhen.

Ein sehr sanfter und angenehmer Tourismus für all diejenigen, denen es an Thailands Stränden schon zu laut ist.

Laos scheint keine nennenswerte Industrie zu haben, alle industriell gefertigten Produkte werden importiert, vorwiegend aus China, Thailand und Vietnam. Lao Beer, Tabak, Kaffee und ein bißchen Reisschnaps sind die einzigen laotischen Produkte, die mir in den Geschäften auffallen. Alles andere ist Importware.

80% der rund 5 Mio. Laoten (Laos mißt von Nord nach Süd immerhin 1500km) leben großteils in abgeschiedenen und unzugänglichen Urwaldgebieten von Land/Forstwirtschaft und Jagd, 10% sind beim Militär und 10% sind arbeitslos.

Viele brauchen kein Geld, denn alles was sie zum Leben benötigen, Können sie selbst anbauen und herstellen und zum Kaufen gibt's sowieso nix.

Hauptbaustoff ist der Bambus, was gut so ist, denn der wächst schnell und überall und für ihn müssen keine Urwälder abgeholzt werden. Aus Bambus wird alles hergestellt, was man sich vorstellen kann: Häuser, Möbel (die Häuser haben meist nur eine Schlaftstätte mit Moskitonetz und sonst keinerlei Einrichtung), Korbwaren, Matten, Werkzeuge, Fallen, sogar Fußbälle, etc.

Laos zählt zu den ärmsten Ländern dieser Erde und reiht sich in die Liste neben Bhutan, Bangladesch und Ruanda. 46% der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze für Entwicklungsländer, die mit unserer Armutsgrenze nicht viel gemein hat.

Bis zu 78%!!! des jährlichen Staatsbudgets werden vom Ausland in Form von Entwicklungshilfekrediten und von Hilfsorganisationen (vorwiegend aus Europa und Japan) finanziert, seit die Russen als Geldgeber für das kommunistische Bruderland weggefallen sind. Anders als in Rußland gibt's nach wie vor das Einparteiensystem und marxistisch-leninistische Ideologie.

Tut mir leid, daß ich den heutigen Bericht mit statistischen Daten beginne, aber ich gehe davon aus, daß einige von euch auch nicht mehr über Laos wissen, als ich bis heute (speziell für Martina N.! By the way: vielen Dank für die äußerst pointierten Kommentare zum aktuellen politischen Welt- und Österreich-Geschehen).

Dieses Land hat jedoch weit mehr zu bieten, als deprimierende Zahlen!

Auf einem Moped mit Beiwagen, daß unter der Last unseres Gewichts kaum von der Stelle kommt, erreichen wir die thailändische Grenzabfertigung Chiang Khong im Norden Thailands. Per Longtailboat setzen wir über den Mekong und sind etwas überrascht, wie wenig aufregend sich die Zollformalitäten im Gegensatz zu Burma gestalten: Wir bezahlen die geforderten ATS 5,- (weiß leider nicht, wieviel Cent das sind) und Können schon durch. Unser Gepäck wird keines Blickes gewürdigt. Etwas ratlos stehen wir herum, denn die einzigen Reiseangaben, die uns zur Verfügung stehen, sind von einer Deutschen, die wir in Burma getroffen haben: Wir sollen uns links halten und uns in einem Guesthouse mit Holzbungalows einquartieren. Dort sollen wir dann unbedingt so lange warten, bis ein spezielles Touristenboot vorbeikommt – ein weißes, wohlgemerkt – auf dem wir dann 2 Tage lang den Mekong gen Süden nach Luang Prabang bereisen würden.

Die Bungalows sind wirklich schön und gar nicht teuer. Sogar eine Dusche mit Warmwasser gibt's, was uns sehr gefällt, denn die Nächte im Norden werden ganz schön kalt. Überhaupt sieht's hier nicht viel anders aus, als auf der thailändischen Seite, außer, daß die Franzosen ihre Spuren hinterlassen haben: Die Autos fahren diesmal auf der rechten Straßenseite und sind links gesteuert (freue mich schon aufs Moped fahren), und dann sind da noch Baguettes und Croissants, die wir so sehr begehren nach der langen brotlosen Zeit! Und Süßspeisen wie Caramelpudding, Cinnamonrolls,.. aber lassen wir das.

Wo haben sich nur all die bis an die Zähne bewaffneten Guerillakämpfer und Banditen, im zerfetzten Tarnanzug, mit über der Brust gekreuzten Patronengürteln, Maschinenpistole in Händen, Machete zwischen den Zähnen, einem dünnen Schnurrbart auf der Oberlippe und finsterer Miene versteckt?

Keine Ahnung, vielleicht verteidigen sie gerade ihre Opiumfelder in den Bergen. Wir jedenfalls treffen nur äußerst zuvorkommende, liebenswerte und von uns Touristen noch, unversaute Menschen.

Wir warten also auf das spezielle Touristenboot, was mich allerdings etwas nervös macht. Keiner weiß, ob und wann eines kommen wird und ob die dann gerade nach uns suchen, ist auch mehr als fraglich. Deshalb nehmen wir die Sache selbst in die Hand, schauen zum Sonnenuntergang zu m Pier und entdecken sofort unser Traumschiff: Dunkles Holz mit gedrechseltem Geländer, ein langes, teilweise überdachtes Deck, dazwischen Platz zum Sonnenbaden. Bequeme Fauteuilles, Eßtisch und eine Bar. Das ist genau das Boot, mit dem wir den Mekong bereisen wollen... Links und recht liegen die normalen Boote, in die bis zu 80 Touristen gepfercht werden, ohne Sitzmöglichkeit und mit nur kleinen Gucklöchern zum Rausschauen, das Dach so niedrig, daß Stehen für Laoten und erst recht für europäische Riesen unmöglich ist.

Und dann gib's da noch die Speedboats: die machen die zweitägige Reise nach Luang Prabang in nur 6 Stunden. Kleine Raketen, auf denen bis zu 6 Passagiere auf die Knochen durchnäßt, mit Sturzhelmen und Visieren vor Verletzungen geschützt (es hat angeblich schon tödliche Unfälle gegeben, denn wenn diese Geschosse eine Welle zu schnell nehmen, steigen sie auf wie eine Rakete und überschlagen sich), bei ohrenbetäubendem Krawall übers Wasser rasen. Ich habe das Gefühl, bei irgendeiner Wassersport-Dragster-Sendung auf DSF gelandet zu sein.

Zwei Italiener, Vater und 19jaehrige Tochter, steigen gerade von ebensolchem von Norden kommend. Völlig durchnäßt, -froren und -geschüttelt, fertig mit der Welt und sich selbst, stammeln sie irgendwas von "hellride" und "never again" und fragen uns nach einem Guesthouse mit heißer Dusche.

Nein, nein, das ist sicher nichts für uns, wo wir doch permanent vor Lärm und allzuviel Trubel auf der Flucht sind! Da würde ich doch noch lieber mit der berüchtigten Lao Aviation fliegen.

Wir wollen auf "unser" Boot, soviel ist klar. Nur die Leute an Bord sprechen kein Englisch und ein aggressiver Typ von den normalen Slowboats erscheint sofort auf der Bildfläche und versucht, meine Verhandlungen zu stören. Ich lasse ihn stehen und begebe mich in Warteposition, wir haben ja Zeit und der Sonnenuntergang ist gerade auch sensationell. Nach einer halben Stunde erscheint der Guide des Boots. Er spricht sehr gut Englisch und ich versuch wieder mein Glück.

Das Boot wird von teuren Reiseveranstaltern wie Kuoni als Teil ihrer SO-Asienrundreisen gebucht. Da nur 13 Passagiere an Bord sind, könnten wir um geschmalzene 120 Dollar pro Person anheuern. Verglichen mit dem normalen Boot, das nur 4 Dollar kostet, ist das ganz schön happig. Um 110 Dollar schlagen wir zu und denken uns, "drauf geschissen". Inkludiert sind sämtliche Mahlzeiten, Ausflüge mit Guide und eine Übernachtung in einer Nobellodge mit Buffetdinner.

Wir sind ein bißchen die Underdogs an Bord, in unseren schon etwas abgetragenen Klamotten (eine Ratte hat mir auf Ko Boulon Le im Süden Thailands nachts ein Loch in meine Hose gefressen) und unseren Rucksäcken. Die anderen, hauptsächlich Franzosen, reisen mit Schalenkoffern und verbringen komplett geschminkt (und mit YSL Pashmina) ihre Tage schlafend an Bord. Wahrscheinlich geben sie in drei Wochen Asien mehr Geld aus, als wir in vier Monaten...

Soziale Brücken zu überwinden, ist nicht ganz einfach, also tun wir uns mit den beiden Italienern vom Vortag zusammen, die ebenfalls an Bord erscheinen und auch nicht den mailänder Modechique der Saison verkörpern. Die anderen werden ignoriert (oder werden wir etwa ignoriert?).

Die geschundenen Italiener haben es uns gleichgetan und wollen sich 2 Tage lang von ihrem Raketengefährt erholen.

Signore sieht mit seinem Stirnband, den halblangen, grauen Haaren und dem sonnengegerbten Gesicht ein bißchen wie ein in die Jahre gekommener Chuck Norris aus und entpuppt sich als Uniprofessor aus Rom, der sich auf die Erforschung von ethnischen Minderheiten im Amazonasgebiet spezialisiert hat und momentan die Minderheiten im Goldenen Dreieck untersucht. Seine Tochter begleitet ihn derzeit, obwohl sie eigentlich studieren sollte. Wir gesellen uns zu den beiden, denn il professore hat einige äußerst interessante Dinge in "feinstem" Roberto-Benigni-Englisch zu erzählen.

Wir genießen die Fahrt in vollen Zügen. Morgens hängt im Winter der Nebel über dem Mekong. Wir tragen im Fahrtwind alles, was wir besitzen, in Schichten übereinander und beobachten, wie sich Nebelschwaden gegen Mittag langsam über den urwaldbedeckten Bergen lichten. Die Temperatur unter dem immer wolkenlosen Himmel steigt rapide und wir verlieren Schicht um Schicht unserer Kleidung.

Hin und wieder passieren wir ein kleines Dorf mit einigen Bambushütten. In der Trockenzeit wie jetzt, wenn der Fluß nur wenig Wasser führt, legen die Siedlungen ihre Beete - vorwiegend Erdnüsse, Reis und Gemüse - an den hervorgetretenen Sandbänken in aufwendiger Terrassenform an. Mit dem Regen sollte die Ernte allerdings eingebracht sein, denn dann verschwindet wieder alles unter den braunen Fluten.

Im Norden ist der Mekong noch ca. 100 - 150m breit, in der Regenzeit leicht das Doppelte.

Unser erster Landausflug führt uns in ein mittelgroßes Dorf am Fluß. Die Kinder laufen am Ufer zusammen, beobachten das Spiel, das 2x die Woche, wenn unser Boot hier haltmacht, Aufregung in ihr Leben bringt.

Die Franzosen verteilen Bonbons an die Kinder, was wohl keine allzu gute Idee ist, in Anbracht dessen, daß es keinen Zahnarzt gibt.

Die einzige Verbindung zur Außenwelt führt über den Fluß, rundherum ist nur hügeliger Urwald. Die Erwachsenen zeigen sich relativ unbeeindruckt von uns, sehr freundlich und unaufdringlich lassen sie uns an ihren Arbeiten teilhaben, die sie im Schatten vor ihren Hütten verrichten: Reis sortieren, zu Mehl stampfen, Matten aus Stroh flechten, Dächer aus Palmblättern binden, Näh- und Webarbeiten, etc. Sie wollen uns nichts verkaufen, lassen uns einfach zusehen. Am meisten fasziniert mich der Schmied, der gerade ein Vorderlader-Gewehr in Arbeit hat! Mit einem aus einem Bambusstab und einer Schnur gefertigtem Bohrer arbeitet er seit etwa 10 Min. an einem Loch für den Zündfunken im langen Lauf und präsentiert uns stolz seine mäßigen Fortschritte. Ein unglaublich mühsames Unterfangen. Als Amboß dient ihm der hintere Teil einer "unexploded bomb" - ein "Geschenk" der Amerikaner!

Professore hat zwei Canon Gehäuse mit einem T2.8 70-200mm Zoom, um die ich ihn ziemlich beneide, denn ich komm ohne zu fragen oder meine Schüsse aus der Hüfte kaum an Großaufnahmen. Ihm gehen dafür schon die Diafilme aus (hat bereits etliche 1.000 Dias verschossen), und ist sehr skeptisch, ob er welche bekommen kann.

Der zweite Stopp des Tages ist in Pakbeng, einem Kaff, das es eigentlich nur deshalb gibt, weil es genau der halben Strecke zwischen Huay Xai und Luang Prabang liegt und hier sämtliche Boote über Nacht bleiben. Der Mekong ist nachts nicht beschiffbar, schon tagsüber laufen immer wieder Schiffe auf Grund.

Pakbeng bietet einige heruntergekommene Guesthouses für die Slowboatpassagiere und einen kleinen Markt, wo wir allerhand Gschmackiges wie Ratte am Spieß, Hühnerkrallen und etliches andere Undefinierbare bewundern dürfen.

Nachdenklich gemacht hat mich, daß der Koch unseres Bootes, eine große, frische Bisamratte mit Fell und allem erstanden hat. Ich hab gar nicht weiter nachgefragt. Das Essen an Bord war jedenfalls ausgezeichnet.

Unser "Lager" für die Nacht liegt ein paar Kilometer nördlich von Pakbeng, eine exklusive Lodge, mit Abstand das Feinste, was wir auf unserer Reise je bewohnen durften: Zwei Pagen bringen unsere verdreckten Rucksäcke in die Lodge und öffnen die Läden der gesamten Vorderfront. Uns eröffnet sich ein sagenhafter Ausblick auf den Sonnenuntergang über dem Mekong. Wir bleiben gleich auf unserer "Porch" sitzen, bis es draußen ganz dunkel ist und wir fürs Abendbuffet herausgeputzt sind.

So ein bißchen Luxus läßt einen sofort an daheim denken... Aber wir gewöhnen uns wohl besser gar nicht erst an Duschabtrennungen - die erste, die wir bisher auf unserer Reise gesehen haben - und automatische Klospülungen, denn schon morgen wird das bis auf Weiteres alles wieder Vergangenheit sein.

Eigentlich seltsam, wie schnell man sich an die Spülung mit dem Kübel und andere Dinge gewöhnt (Klopapier muß man selbst dabei haben, denn das verwenden nur die Farang (= Franzosen = Ausländer) und das muß dann in den Kübel und nicht in die nicht vorhandene Kanalisation). Soweit zum kleinen fäkalen Exkurs...

Man gewöhnt sich so schnell an andere Gegebenheiten und Standards. Und eigentlich geht einem nicht wirklich was ab.

Am 2. Tag unserer Mekongreise besuchen wir ein Dorf, wo's schon etwas touristischer zugeht: Die Hmong People, die der Staat im Zuge eines Entwicklungshilfeprojekts aus den Bergen geholt und am Fluß angesiedelt hat, feiern gerade zufällig das laotische Neujahr, tragen hauptsächlich die Stammestracht und führen uns ein seltsames Ballzuwerfen als Festakt vor. Wir halten dieses Fest für inszeniert und glauben, daß es immer montags und freitags stattfindet, wenn unser Boot hier hält, zumal im Reiseführer ganz andere Daten dafür zu finden sind. Lustig war's trotzdem...bis auf die aufgeblähten Bäuche mancher Kinder, aber die stammen laut professore von Würmern und sind kein großes Problem.

Die Hmong werden aus ihren Verstecken im Urwald - sofern sie überhaupt zu finden sind - an die Flüsse und neuerrichteten "Straßen" oder besser Staubpisten gebracht, um sie wenigstens irgendwie an eine Infrastruktur anzubinden und ihnen ein Leben abseits des Opiumanbaus und -handels zu ermöglichen.

Wo's Strom aus einem alten Generator gibt (was eher die Ausnahme ist), steht mit Sicherheit mindestens eine thailändische Satellitenschüssel mit 3m Durchmesser und der dazugehörige Fernseher läuft Tag und Nacht. Ich hab das Gefühl, daß die Leute mit Fernsehen nur noch faul davorhocken und nicht mehr ihre Zeit mit kleinen Arbeiten vor ihrer Hütte verbringen. Aber wahrscheinlich übt das Fernsehen auf sie eine magische Anziehungskraft aus und eröffnet ihnen eine völlig unglaubliche Welt. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, was so ein Mensch sich denkt, wenn er fernab jeglicher Zivilisation im Urwald hockt und sich das neueste Britney-Spears-Video auf MTV-Asia reinzieht oder Melrose Place?! Meistens schauen sie aber eh nur chinesische Telenovelas...

Der nächste Ort, den wir besuchen, besteht gleich nur noch aus Souvenirshops.

Da wird uns wenigstens nichts vorgespielt und die Handicrafts sind durchwegs ansprechende Handarbeiten und nicht aus Hong Kong.

Die geschminkten Damen aus Frankreich benötigen etwas Entwicklungshilfe beim Einkauf, denn sie erfahren von uns, daß sie nicht den geforderten Betrag zu zahlen brauchen, sondern es sogar der Anstand verlangt, daß beim Kauf über den Preis verhandelt wird.

Letzter Tagesordnungspunkt auf unserer Bootstour sind die "Höhlen der tausend Buddhas", ein beliebtes Ausflugsziel von Luang Prabang aus, etwa eine Bootsstunde entfernt. Die Höhle ist eine alte Andachtsstätte, eine Vertiefung im Fels mit jedenfalls etlichen hundert Buddhastatuen aus verschiedensten Materialien und Größen, wobei die hölzernen bereits fast verfallen sind. Nett ist, daß die Höhlen in Laos noch nicht mit Scheinwerfern ausgeleuchtet sind, sondern jeder mit einer Taschenlampe durchstolpert (in Thailand hat ein Stalaktit seinen Tribut von mir in Form einer heftigen Beule gefordert, das wird mir hier nicht mehr passieren).

Wir verabschieden uns von der französischen Reisegruppe, die bereits am nächsten Morgen nach Vientiane in die Hauptstadt geflogen wird und von dort nach Vietnam. Ganz Asien in drei Wochen und wir schaffen nicht einmal vier Länder in vier Monaten!

Der Professore und seine Tochter wollen versuchen, über den Landweg vom Norden Thailands nach Burma einzureisen, was ich mir ganz schön aufregend vorstellen kann, denn offiziell sollte das momentan nur ins Grenzgebiet möglich sein und nicht weiter. Wir werden sehen, ob das was wird, wir haben ja die Emailadresse.

Wir möchten Luang Prabang gern als Ausgangspunkt für Ausflüge ins umliegende Bergland nutzen, wollen Bergstämme entdecken, die vor uns noch kein Farang zu Gesicht bekommen hat, wollen Opiumplantagen aufspüren und mit Guerillakämpfern Menschenfleisch essen. Oder so ähnlich...

Die Stadt überrascht uns ein wenig. Was wir vorfinden, ist ein kleines Pai (siehe Expedition Robinson @ Co 5, Abschnitt "Northern Thailand"). Auf der Hauptstraße sind etliche Guesthouses, Internetshops, zwei Mopedverleihs, eine Büchertauschbörse, eine skandinavische Bäckerei, Souvenirläden, ca. 20 Restaurants und "best fruit shakes in town", etc. Und so wie es aussieht, wird überall fleißig gebaut.

In unserem 4 Jahre alten Reiseführer hört sich das noch ganz anders an.

Jedenfalls zeigt sich die Stadt nach wie vor als sehr ruhige und angenehme Touristenstadt, mit sehr vielen Annehmlichkeiten für westlichen Öko-Touristen und äußerst freundlichen Bewohnern. Überhaupt ist Laos (nicht nur) menschlich bisher die reinste Wohltat.

Wir wechseln 110 Dollar in laotische Kip und sind zum ersten Mal in unserem Leben Millionäre. 1,043.000.- Kip in 5.000er Scheinen ist ein ganz schönes Büschel und kleinere Scheine, die normalerweise im Handel verwendet werden, werden im Plastiksack durch die Gegend getragen. Vorteil zum Euro ist, daß es gar keine Münzen gibt.

Teil eins unserer Pläne für Laos ist leicht. Die Sache mit dem Opium zu finden kein Problem, jedenfalls nicht das Endprodukt. Am Markt wird uns an jeder Ecke was angeboten.

Schwieriger gestaltet sich da schon die Suche nach unseren Bergvölkern.

Wir wollen raus aus der Provinzhauptstadt und rein ins Bergland, aber ganz so einfach machen sie uns das nicht. Moped mieten ist nicht teuer, aber im Mietvertrag steht die Klausel, daß ein bestimmtes Gebiet um Luang Prabang nicht verlassen werden darf. Warum, konnten wir leider nicht herausfinden ("not possible"), laut Reiseführer sind etliche Gebiete in der Umgebung bekannt für Überfälle auf österreichische Touristen, aber diese Informationen sind, wie gesagt, von 1998 und nicht mehr ganz taufrisch. Inzwischen sind sicher schon die Schweizer dran. Wir wollen's nicht riskieren, denn es wäre schon blöd genug, hier irgendwo mit einer Reifenpanne oder ohne Benzin liegen zu bleiben, wo tagelang kein Auto vorbeikommen könnte und ich meine ÖAMTC-Mitgliedskarte daheim vergessen hab. Tankstellen gibt's nicht, Sprit wird in größeren Orten aus der Flasche eingeschenkt und Überlandbusse führen auf dem Dachträger ein Faß mit Diesel zur Selbstbetankung mit. Autos dürfen nur mit Fahrer gemietet werden und kosten 140 US-Dollar, was uns dann doch ein bißchen gar viel vorkommt. Gepraßt haben wir ja grad...

Also sprechen wir die TukTuk- und Songthaew- (Pickup-Sammel-taxi) Fahrer auf der Hauptstraße an, doch die wollen alle nur ihre Tour zu den Wasserfällen und Höhlen anbringen.

Es ist zum Verzweifeln! Ich kann das "You want to see waterfall" nicht mehr hören. Wir haben bereits hunderte Wasserfälle gesehen und wollen doch nur ein bißchen aus der Stadt raus!

Plötzlich sind wir unserem Traum dank der Worte eines Tuk Tuk-Fahrers ein kleines Stück näher: "I know, I know,... no toilet, no falang" (Asiaten tun sich ja mit dem r ein bißchen schwer, wie wir aus dem Chinarestaurant oder dem Japaner wissen). Auch über den Preis von 15 $ für den Tag sind wir uns bald einig.

Pünktlich um 8 am folgenden Morgen steht er vor unserem Guesthouse und schon nach kaum einer Viertelstunde Fahrt auf der Ladefläche unseres chinesischen Tuk Tuks, kurz nachdem wir die einzig durchgehend geteerte Straße des Landes, der Nord-Südverbindung, verlassen haben, erschließt sich uns eine völlig neue Welt: Unser PS-schwacher, chinesischer Trabi quält sich die rumplige, staubig-rötliche "dirtroad" hinauf, einmal müssen wir sogar anschieben. Zu allen Seiten eine Bilderbuchlandschaft. Zwischen den urwaldbewachsenen Bergen lichtet sich wie jeden Tag langsam der Nebel und die Sonne kommt stellenweise durch. Ein herrliches Spiel von Farben, Licht und Schatten.

Im Tal unter uns leuchten die Reisfelder in einem unglaublich knalligen Grün. Die Arbeiter stehen im Wasser und tragen - wie speziell für uns Touristen – die chinesischen Strohhüte, wie wir sie aus den "Apokalypse Now" - Filmen kennen.

Auf der Straße begegnen uns gelegentlich Fußgänger, alte Frauen mit Kindern oder großen Körben auf dem Rücken, oder einer Stange auf der Schulter mit je vorne und hinten einem Korb. Andere tragen sie auf dem Kopf. Weit und breit ist kein Dorf in Sicht.

Wir bleiben stehen, damit ich Fotos machen kann. Gabi will wissen, was das für Felder am Straßenrand sind. Ganz souverän erkläre ich, daß es sich dabei um Agaven handelt, deren Früchte zu Schnaps destilliert werden. Der Erklärung unseres nur sehr mäßig englisch sprechenden Fahrers können wir nicht folgen, aber als er uns die Frucht zeigt, komm ich mir vor wie ein deppertes Kind, das nicht weiß, wo die Milch herkommt. In der Mitte jeder Pflanze wächst eine wunderschöne, große Ananas.

Für Heidis Biounterricht hab ich natürlich sofort ein Foto gemacht, damit ihre Schüler einmal klüger sein mögen als wir.

Ganz am Ende der Straße erreichen wir endlich ein Dorf. "You go visit, I wait", sagt der Fahrer, also machen wir das auch. Etwas unsicher, wie die Menschen auf uns reagieren werden, machen wir uns auf den Weg.

Verdreckte Kinder folgen uns mit neugierigen Blicken, bleiben aber etwas verschreckt auf Distanz. Die Hütten sind sehr einfach aus Bambus zusammengezimmert. Ein guter Baustoff, der überall wächst, sehr schnell und sehr hoch. Er kann mit einfachsten Werkzeugen (eine Machete reicht) bearbeitet werden und hält die Wohnräume kühl - leider auch in kalten Winternächten.

Die Kinder haben nicht viel anzuziehen, T-Shirt, kurze Hose, keine Schuhe. Die Rotznasen laufen, alle scheinen verschnupft zu sein.

Wir haben im Auftrag von Hans und Hermi Scheidl in Thailand 12 Kapuzenjacken aus Fleece, Hosen und Socken erstanden, wissen aber noch nicht, wie wir sie am besten an die Kinder verschenken können. Die Dörfer haben angeblich ein recht gut funktionierendes System, jeder scheint eine Aufgabe zu haben. Alle haben was zu essen, zumindest "Sticky Rice" und Gemüse, und niemand läuft uns bettelnd entgegen. Und genauso soll's bleiben. Wir wollen da nichts durcheinander oder ins Rollen bringen und lassen unsere Geschenke wo sie sind, obwohl sie die Pullis sicher gut brauchen könnten.

Es ist schon komisch. In Burma hätten wir gerne mehr zum Verschenken gehabt und hier tun wir uns so schwer.

Erfrischend ist der Umgang mit Kleinkindern. Sie sind immer und überall mit dabei. Die Mutter, der Vater, die Oma oder die selbst noch nicht viel größeren Geschwister tragen die Kleinen einfach immer in einem Tuch am Rücken. Bei der Arbeit (auch in den Städten) und beim Spielen sind sie mit dabei, sind äußerst ausgeglichen und keiner stört sich an ihrer Anwesenheit zumal schreiende oder quengelnde Kinder nicht zu existieren scheinen.

Wir freuen uns, daß die Neugier schön langsam ein paar Kinder näher kommen läßt, mir tun ja schon die Gesichtsmuskeln vom vielen Lächeln weh. Ich will doch zeigen, daß der große, weiße Mann in freundlicher Absicht gekommen ist, hugh. Vielleicht bin ich aber auch nur feige und hoffe, daß sie uns nicht gleich am Spieß rösten, wenn ich immer schön freundlich bin. Hoffentlich denken die nicht, warum grinst der denn immer so dämlich. Nein, im Ernst, ich will einfach nur ihre Scheu weglächeln.

Aber da hat Gabi bei weitem den besseren Trumpf in Händen. Einmal mehr weckt die Mini-Polaroid-Kamera das Interesse der Kinder und bringt das Eis zum Schmelzen. Wenn sie erst einmal gesehen haben, wie ein Bild von ihnen langsam auf dem kleinen Stück Papier entsteht und sie es dann auch noch behalten dürfen, ist mit Sicherheit innerhalb von 10 Minuten das gesamte Dorf um uns versammelt.

Die Erwachsenen erscheinen nacheinander mit ihren Kindern auf dem Arm zum Fototermin. Vielleicht waren ja schon einige Farangs da und haben fotografiert, aber das Ergebnis konnten sie sicher noch nie bewundern. Nach einiger Zeit hilft dann nur noch ein vorgetäuschtes Filmende, um das Fotoshooting beenden zu können.

Die Kinder jedenfalls werden wir von nun an nicht mehr los, sie folgen wie ein langer Rattenschwanz auf unserem Weg durchs Dorf. Auch die Erwachsenen sind jetzt sehr aufgeschlossen und lassen uns bei allem dabeisein.

Zum Beispiel beim Rattenenthaaren: Eine Ratte wird vom Schwanz her auf einen Stab gespießt und ins Feuer gehalten. Die verbrannten Haare werden mit einem Stäbchen abgeschabt und die nackte Ratte kommt in den Kochtopf. Das Ganze ist gar nicht grauslich, sondern eigentlich ganz normal. Ich hab mir natürlich schon überlegt, was ich mache, wenn ich jetzt so ein Ding angeboten bekomme. Es ist Gott sei Dank eh nicht passiert, aber ich glaub ich hätt's probiert, zumal die Ratte ja nicht aus einem stinkenden Kanal stammt, sondern aus dem Urwald und mit Sicherheit gesünder ist, als belgisches Fleisch. Gefangen werden sie - wie könnt's auch anders sein - in Fallen aus Bamboo.

Die Burschen des Dorfes wollen uns zu ihren geheimen Plätzen im Urwald führen. Wir finden das wesentlich aufregender, als eine gebuchte Trekkingtour und stolpern ihnen patschert hinterher (in unseren knöchelhohen Dschungelboots). Die Kinder sind natürlich barfuß und müssen immer auf uns Großstadtkinder warten. Sie zeigen uns ihre Höhle, ein 1m breites Loch im Fels, und ihren Wasserfall, der momentan kein Wasser führt, weil Trockenzeit ist.

An einer Liane haben sie einen Ast montiert und schwingen sich daran von Baum zu Baum. Als ich es ihnen nachmache, sind sie begeistert.

Die Moskitos können wir mit unserem Spezialmittel aus Thailand (made in Belgium) mit Leichigkeit abwehren. Es gibt ja auch nicht grad besonders viele davon, da sie erst in der feuchten Jahreszeit Saison haben. Jedenfalls schaffen wir es während unseres gesamten Laosaufenthalts von keiner einzigen gestochen zu werden, was aufgrund der bestehenden Malariagefahr in Laos beruhigend ist.

Zum Abschluß unseres Besuchs im Khum-Dorf spielen wir eine Runde Fußball – mit einem Ball mit großem Loch und ohne Luft. Sogar Gabi darf mitspielen, obwohl Mädchen sonst nur zusehen dürfen.

Das gesamte Dorf versammelt sich zu unserer Verabschiedung und winkt dem Tuk Tuk nach.

Auf zum nächsten Dorf, und wieder lernen wir ein paar neue, faszinierende Dinge: Wie man eine Vogelfalle mit einer Schlinge aus Bambus baut und damit in einem Tag locker 60 Vögel lebend fängt, sieh dann am Haxen an einer Schnur hält, damit sie lange leben und frisch bleiben - ohne Kühlschrank.

Sticky Rice über Wasserdampf kocht, Dächer aus Palmblättern macht, die vier Jahre lang dicht sind und sogar vor den kübelartigen Regenfällen in der Regenzeit schützen.

Wie man Seide in zwei Wochen Arbeit zu Schals verwebt, auf primitiven Webstühlen aus - na ratet mal...

Wie man Schnaps aus Reis brennt (und ihn noch warm probiert), daß man die Pfeiler von Holzhütten auf große Steine stellt, da das die Termiten fernhält. Wie man... Ich weiß gar nicht mehr, was wir alles gesehen haben, aber wir sind so begeistert, daß wir am nächsten Tag gleich wieder einen Ausflug machen wollen.

Diesmal geht's in die Gegend, aus der Ryaw Ryaw, unser TukTuk-Fahrer, stammt. Sein Vater hat ihm vor 6 Jahren um 3.500 US Dollar ein nagelneues TukTuk gekauft, mit dem er seither nicht ohne Erfolg, wies scheint, sein Glück in der großen, 32 km entfernten Stadt, probiert. Eine ganz schöne Menge Geld für einen Laoten vom Land. Drogengeld wahrscheinlich? Nein, ich weiß es wirklich nicht und hab mich auch nicht getraut zu fragen.

Gleich im ersten Dorf sitzen die Männer am Boden beim Frühstück. Eine Frau drückt mir gleich eine handvoll Sticky Rice mit einer scharfen Paste drauf in die Hand. Bevor ich mir noch zu Ende überlegen kann, ob mein Magen das auch verträgt, sitzen wir schon zwischen den Männern am Boden - nein, nicht ganz, für uns werden niedrige Schemel zum Sitzen gebracht - und löffeln Suppe mit Blattgemüse und dunklem Fleisch. Dazu scharfen Sojasprossensalat und braunes Wasser aus dem nahen Fluß. Normalerweise genau mein Frühstück, aber wir sind so von der Freundlichkeit der Menschen beeindruckt, daß wir unser Essen richtig genießen. Nur beim Wasser tu ich nur so, als würde ich daran nippen, denn das könnte dann doch etwas zuviel des Guten sein, obwohl es abgekocht ist. Danach gibt's dann 2 Runden Reisschnaps, genau das Richtige um 9 Uhr früh. Ich nehme trotzdem gerne eine Schluck, ein wenig Desinfektion kann dem Magen sicher nicht schaden!

Ums vorwegzunehmen: Der Schnaps tut seine Wirkung und - ich jedenfalls – hab keinerlei Nachwirkungen dieses Erlebnisses. Gabi hat's mit dem Wasser nicht so genau genommen...

Im letzten Dorf des Tages begrüßen wir Ryaw Ryaws Eltern und speisen unter deren Haus Sticky Rice und Eierspeis - kein Fleisch. Das Frühstück könnte von der Farbe des Fleisches her Fledermaus gewesen sein, wie wir später lernen. Eine beliebte Delikatesse, die am Markt manchmal angeboten wird. Aber genau werden wir's nie wissen.

Süß war, daß sich der Vater, gleich nachdem er uns begrüßt hat, sein schönstes Hemd angezogen hat.

Zum Abschied gib's noch mal die obligatorische Desinfektion aus der hauseigenen Destillerie und die Kinder klettern auf eine Palme, um uns mit frischer Kokosmilch zu versorgen. Sie haben wahrscheinlich gemerkt, daß wir vom Wasser nicht allzusehr angetan sind.

Wir schlendern zum Abschluß der wahrscheinlich ereignisreichsten und eindrucksvollsten beiden Tage unserer gesamten Reise noch einmal durchs Dorf und besteigen mit einem Kopf voller Eindrücke und kiloweise Fotos das Tuk Tuk. Ich kann's kaum erwarten, die Filme in Bangkok entwickeln zu lassen!

Nach 5 Nächten in Luang Prabang machen wir uns wieder einmal früh morgens auf die 7stuendige Busreise nach Vang Vieng. Die Fahrt geht mit ca. 20km/h Durchschnittsgeschwindigkeit durch die wunderschönen Berge, die jedoch - im Gegensatz zum Norden - schon recht stark von der Abholzung in Mitleidenschaft gezogen sind. Die Pflanzen, die nachwachsen, sind leider noch gar nicht mit dem primären Regenwald zu vergleichen.

Am höchsten Punkt der Straße entschließen wir uns spontan, unsere Fahrt über Nacht zu unterbrechen.

Phou Khoun entpuppt sich aber leider schon bald als Flop, eigentlich ist es nicht mehr als eine Ansammlung von Häusern rund um eine Straßenkreuzung nach Osten.

Laut Reiseführer handelt es sich um ein altes Banditennest und vom Befahren der Straße Richtung Osten wird abgeraten. Wir beenden also nach 2 Stunden unseren Besuch und besteigen den nächsten Bus, der durchkommt. Abends erreichen wir dann endlich erschöpft unser Ziel.

Vang Vieng ist ein netter, kleiner, mit dem Tourismus langsam aufstrebender Ort, ein beliebter Zwischenstopp vom Norden Richtung Vientiane, der Hauptstadt. Viele nutzen den Ort allein schon, um die Busetappe auf ein erträgliches Maß zu verkürzen. Die Lage der Stadt ist sehr schön in einer Ebene an einem Fluß, umgeben von steil emporragenden Bergen.

Hauptattraktion sind der Fluß und die vielen Höhlen, in denen sich die Laoten um 1965 tagsüber vor den Bomben der Franzosen versteckt haben. Bis zu 2.000 Menschen verbrachten monatelang zusammengepfercht in der Dunkelheit und trauten sich erst nachts zum Jagen raus. Entdeckt wurden sie nie.

Am 2. Tag bekommen wir ein Zimmer im schönsten Guesthouse des Ortes. Sehr einfache Hütte mit einem etwas kurzem Bett, dafür aber direkt am Fluß gelegen und sensationellem Ausblick.

Einziger Störfaktor sind die vielen israelischen Heeresabgänger, dies - aus welchem Grund auch immer - gerade hierher verschlagen hat. Sie lassen ihren Frust nach 3 Jahren Drill bei lautem Techno, Gras und Bier am gegenüberliegenden Flußufer raus.

Wir entfliehen ihnen, indem wir eine Kajak-Tagestour buchen. Die Tour führt uns zunächst in ein Hmong-Village. Southep, unser Guide, spricht ausgezeichnet Englisch. Er kann uns all die offenen Fragen über die Hmong beantworten.

Schulbildung ist noch immer ein großes Problem in Laos. Zwar gibt es Schulen und alle versichern uns, daß die Kinder vier bis sechs Jahre lang hingehen, aber alle Schulen, die wir sehen, sind leer. Es gibt entweder grad keine Lehrer oder es sind Ferien, lauten die Antworten.

Southep verteilt als Entschädigung dafür, daß er das Dorf als Ausflugsziel für seine Touren mißbrauchen darf, Bleistifte und Papier an die besten Schüler.

Endlich wissen wir auch, was wir mit der mitgebrachten Kinderkleidung anfangen: Southep verteilt sie für uns an die Schulkinder dieses Dorfes als Preise für besonders gute Leistungen. Auf diese Weise sind die Geschenke keine Almosen von reichen Farang, sondern Preise von einem Laoten, der's mit seiner Bildung immerhin zu einer eigenen, gutgehenden Firma gebracht hat.

Schön entspannt geht's dann den ruhigen Fluß hinunter, aber Robinsons schaffen's trotzdem als einzige, den Doppelkajak in einer der wenigen (sanften) Stromschnellen zu kentern. Sie legen sich beide auf die selbe Seite, um einem Ast auszuweichen. Sollte aber eh nicht das einzige Mal bleiben, daß wir an diesem Tag mit dem eiskalten Wasser in Kontakt treten.

Wir überqueren zunächst souverän wie Indiana Jones die Hängebrücke über dem Fluß, steigen in eine Höhle hinab, müssen einen unterirdischen Kanal bis zum Bauch im Wasser und vor Kälte juchzend durchschreiten, um auf der anderen Seite des Berges wieder das Tageslicht zu erblicken.

Mit noch leicht feuchten Kleidern erreichen wir Vang Vieng bei Sonnenuntergang, der heute hinter einem Wolkenband verborgen bleibt.

Wir sind so begeistert vom Tag, daß wir gerne eine weitere Tour bei Southep buchen würden. Momentan hat er zwar nichts anderes im Programm, weil er diesen Kajaktrip 7 Tage die Woche macht, aber für uns hat er da was Spezielles: Eine Tour, die er immer schon gerne angeboten hätte, für die er aber bisher noch keine Genehmigung erhalten hat.

Zwischen Vang Vieng und Vientiane gibt es einen riesigen Stausee mit hunderten Inseln und einem laotischen Vorzeigebau - ein Wasserkraftwerk, das von den Japanern finanziert und gebaut wurde.

An diesen See verirrt sich angeblich kaum wer. Er besorgt uns den "Führer" Soonlith, der uns mit dem Bus an und einem gemieteten Boot drei Stunden lang über den See führt.

Irgendwo in der Mitte treffen wir auf "Unterwasserförster". Ja doch, ganz im Ernst. Oft sind Dinge hier so spannend, weil wir erst nach einer Zeit draufkommen, worum's geht. Den Erklärungen unseres Guides können wir kaum einmal folgen...

Auf dem Longtailboat der Förster befindet sich ein Kompressor mit 20m Schlauch und Mundstück. Der Taucher, ein Adonis von einem Mann mit einem unglaublichen Körperbau - Gabi ist ganz aus dem Häuschen! - sägt von Hand meterdicke Bäume um, die vor vielen Jahren, als der See gestaut wurde im Wasser verschwunden sind und nur hie und da mit der Spitze herausschauen.

Schließlich landen wir auf einer größeren Insel bei Soonliths Schwägerin.

Es gibt 2 Dörfer, die direkt nebeneinander liegen, aber trotzdem sehr unterschiedlich sind. Das eine wird von einem christlichen Hmong-Stamm bewohnt, das andere von buddhistischen Laoten. Sie scheinen ganz gut miteinander auszukommen, legen aber Wert auf die Trennung.

Mit der Polaroidkamera bewaffnet, besichtigen wir die beiden Dörfer, essen mit der Schwägerin und ihren beiden Kinder am Feuer zu Abend (wo der Mann ist, wissen wir nicht) und gehen um ca. 8 Uhr zu "Bett", denn elektrisches Licht gibt's trotz Vorzeigekraftwerk natürlich keins und aufgestanden wird mit den Hähnen in der Morgendämmerung. Wir schlafen alle gemeinsam in der Wohnhütte, auf einer (verdammt harten) Strohmatte.

Ich muß immer wieder die Lage wechseln, sonst bricht mir das Kreuz. Trotzdem träumen wir besser als erwartet.

Die Kinder sind außer sich wegen der B-Free Baseballkappen, die wir als Gastgeschenke überreichen. In Phon Hong trennen wir uns von Soonlith. Er fährt zurück nach Vang Vieng und wir machen uns zum Abschluß dieser unvergeßlichen Wochen in Laos auf den Weg in die Hauptstadt.

Vientiane ist eine recht angenehme Stadt mit fast 600.000 Einwohnern, aber irgendwie doch ein Kaff. Die Freundlichkeit der Laoten paart sich mit der Geschäftstüchtigkeit derjenigen, die mit dem Tourismus ihr Geld verdienen.

Unser Portier im Guesthouse organisiert ein TukTuk um 20.000 Kip (etwas mehr als 2 US Dollar) für eine Fahrt, die normalerweise inklusive Touristenaufschlag 3.000 kosten würde. Er geht sofort auf 6.000 runter, wir lächeln nur müde und suchen uns selbst eins. Der Busfahrer verdient sich ein Zubrot, indem er von Ausländern statt 1.000 Kip 2.000 verlangt, was ja noch in einem akzeptablen Bereich liegt.

Ansonsten verstreichen die Tage eher unspektakulär beim Shopping und am Ufer des Mekong, der hier wieder die Grenze zu Thailand bildet.

Die Uferpromenade beherbergt das äußerst leiwande vientianer Nightlife. Eine nicht enden wollende Reihe Bars mit verschiedensten Musikrichtungen - von Lao über MTV bis Techno ist für jeden was dabei. Dazwischen immer wieder ein bißchen Rotlicht. Die Stimmung bei "Beer Lao" ist ausgelassen und äußerst lässig. Sie erinnert uns ein wenig an Südamerika, nur nicht ganz so temperamentvoll. Man hat das Gefühl, in einem komplett anderen Land zu sein, wenn man vorher im Norden war.

In Laos ist - im Gegensatz zu Burma - spürbar etwas in Bewegung. Es scheint endlich Friede eingekehrt zu sein und die Laoten nutzen das zum langsamen Aufschwung. Noch sind viele Gebiete von Minen versaut und jährlich sterben dadurch über 100 Menschen, aber laut Erzählungen von anderen Reisenden, hat sich entlang der Haupttouristenroute bereits innerhalb eines Jahres sehr viel verändert. Wer also schon einmal hier war (Martina und Michael), sollte nicht erwarten, dasselbe vorzufinden. Und wer noch nie in Laos war, sollte sich schleunigst auf den Weg machen!

Ein zweites Thailand wird's zwar wahrscheinlich nie werden, denn dafür fehlt Laos leider oder Gott sei Dank der Zugang zum Meer. Die Weichen sind deutlich in Richtung Adventure-, Alternativ- und Öko-Tourismus gestellt.

Unsere Tage in Laos sind gezählt und das Monstermail hat endlich ein Ende. Tut mir leid, daß es schon wieder so mit mir durchgegangen ist, aber verglichen mit den 900 Fotos, die inzwischen entwickelt in Bangkok auf euch warten, ist das gar nichts.

Wir sitzen momentan gerade auf dem Boot, unterwegs zu unserem bereits 8 Tauchgang von Ko Lanta aus. Die weltberühmten Tauchplätze Hin Daeng und Hin Muang warten auf uns - aber das ist eine andere Geschichte...

Das Expedition Robinson Team verabschiedet sich von seinen treuen Lesern und auch all denjenigen, dies nur überfliegen, mit einem "Gut Luft" und freut sich wie immer auf möglichst zahlreiche Rückmeldungen.

Liebe Grüße in die Heimat, nach Deutschland, Schweiz, Laos und auf die Malediven,

Clemens @ Gabi


            

© clemenslechner 2002


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